Nachdem die Freqzenzweichen meiner alten Standboxen langsam starben und sie mir auch zu groß waren, habe ich nach neuen, kleineren Aktivboxen gesucht. So habe ich, für mich ganz unüblich, mir via Online-Shopping Paar um Paar nach Hause bestellt und so gut es ging blind probegehört. Bei meinem Budget, räumlichen Verhältnissen, Musikgeschmack und technischen Anforderungen bin ich bei den Nubert nuPro X-4000 gelandet.
Nur was steckt eigentlich in so einem Nubert-Aktivlautsprecher drin? Gucken wir doch mal rein!
Auf der Rückseite (hier nicht im Bild) gibt es das abgebildete Verstärkermodul und eine Bassreflexöffnung zu sehen. Das Modul presst sich ringsum mit so etwas wie Mosgummi luftdicht an das Gehäuse der Box. Löst man alle acht Torx-Schrauben am Rande, lässt sich das Verstärker-Modul herausziehen. Entfernt man die Kabel zu den beiden Lautsprechern, dem Frontpanel samt Display und der Bluetooth-Antenne, offenbart sich eine Sandwich-Konstruktion aus Audio-Platine und Netzteil. Alle Kabel sind vorbildlich mit Schaumstoff ummantelt. Ob damit ein Scheuern verhindert wird oder ob damit ein Klappern verhindert wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Das Netzteil (ID: Nupro A300-VM1.0-PSU) ist ordentlich konstruiert. Alle Teile, deren Beinchen sich durch Vibrationen biegen könnten, sind mit der weißen Masse festgeklebt. Sogar die Windungen der Entstördrossel wurden so zusätzlich fixiert. Mir gefällt, dass man hier nichts dem Zufall überlässt und lieber auf Nummer sicher geht. Vom üblichen Problem abgesehen, dass die Kondensatoren direkt neben den heißen Leistungshalbleitern sitzen, ist die Konstruktion des Netzteils ordentlich. Man beachte auch die abgerundeten Kurven der Leiterbahnen. Wunderschön! Wenden wir uns der unter dem Netzteil liegenden Audio-Platine zu, so sehen wir gleich mehrere Platinen: Unten die große Platine mit Eingängen, Verstärker und so weiter. Huckepack darauf eine Platine mit noch mehr Platinen auf der ein Bluetooth-Empfänger und das Funkmodul für die drahtlose Lautsprecherkopplung sind. Die XLR-Buchse ist ebenso separat. Folgende Halbleiter sind auf der Audio-Platine zu finden:- Burr-Brown SRC43821: Abtastraten-Konverter
- D2Audio D2-92634-LR: Sound-Prozessor mit DSP und Ansteuerung eines Klasse-D-Verstärkers
- STM32F030: Mikrocontroller
- TI PCM1863: ADC 2 Kanäle, 24 Bit, 192 kHz Abtastrate
- TI DRV603: Klick-freier Treiber (für den Subwoofer?)
- XMOS XU208-256: Mikrocontroller mit USB, Serie xCORE 200 (Beschriftung: U30870C10, GT173501)
Der eigentliche Verstärker ist ein Klasse-D-Verstärker. Ein Teil davon ist vermutlich im D2-92634-LR realisiert. Ich nehme an, dass dieser die PWM-Rechtecksignale zur Ansteuerung der Endstufe erzeugt. Die Endstufe selbst, vermutlich nur ein paar MOSFETs, befindet sich auf der Unterseite der Platine und ist mit einem Metallblock thermisch an den Kühlkörper gekoppelt. Zur Glättung des Ausgangssignals des Verstärkers dienen zwei große Spulen neben dem Verstärker. Das sind wirklich wunderschöne Spulen!
Über der Bluetooth-Platine befindet sich eine weitere mit dem Modul für die drahtlose Audioübertragung an die zweiten Box. Mit dem Modul DWAM83 von Microchip wird das Signal für die andere Box unkomprimiert im 2,4- oder 5-GHz-ISM-Band übertragen. Die Qualität ist dementsprechend gut, nur erkauft man sich das mit etwas Latenz. Laut Datenblatt weniger als 20 ms, nur wie viel es genau ist, dazu schweigt man sich aus. Auch, ob es sich um 16- oder 24-Bit-Audio handelt.
Mit diesem Stapel aus Platinen haben wir den Großteil der Dinge gesehen, die in der Box sind. Die Lautsprecher selbst und das Frontpanel habe ich in Ruhe gelassen. Mit der Verarbeitung bin ich sehr zufrieden, einzig der Stapel aus Platinen für die Funkanbindung hat mich verwundert.