Gossen Konstanter brutzelt

Störung am Ausgang

Störung am Ausgang

Wo wir nach dem gestrigen Beitrag bei Störungen sind: Eines meiner Labornetzteile, ein Gossen Konstanter 24K16R4 (16V, 4A), zeigt nach dem Anschalten manchmal ein sehr nerviges Verhalten. Er macht ein brutzelndes, ein wenig quietschendes Geräusch und die Ausgangsspannung sieht so wie auf dem Oszillogramm aus. Nanu, mehre Volt große Spannungsspitzen sind verdammt unschön, wenn da jetzt empfindliche Elektronik am Ausgang hinge… Nach ein paar Sekunden hört das Geräusch auf und das Gerät arbeitet problemlos.

Bisher hielt mich die Vorstellung, dieses schwer reproduzierbare Phänomen mit dem Oszi über die Regelplatine verfolgen zu müssen, davon ab, es anzugehen. Ich vermutete von Anfang an eine temporäre Oszillation des Regelkreises. Was weiß ich, nach so vielen Jahren passieren die komischsten Dinge. Und herauszufinden, welches Bauteil nun kaputt ist, damit der Kreis schwingt, schien mir anstrengend zu werden. Außerdem trat der Effekt meist nur kurz auf. Aber heute war aus verschiedenen Gründen ein wenig Frustdebugging angesagt.

Also schwups, das Netzteil auseinandergenommen, mit dem Oszi an den Trenntrafo gehangen (hat zwei getrennte Sekundärkreise, genau dafür) und los geht’s. Und es war ein guter Tag zur Fehlerjagd: Bei fast jedem Anschalten brutzelte es. Mal kurz, dann auch bis zu zehn Sekunden. So macht die Suche Spaß. Doch irgendwie kamen die Geräusche eher aus dem vorderen Teil des Geräts, obwohl sich die Regelplatine, Transistoren und Gleichrichter hinten befinden. In der Mitte ist der Trafo, vorne die Anzeigeelemente, der dicke Glättungselko, Netzfilter, Netzschalter, Sicherung, Lastwiderstände. Irgendwie ließ sich das Brutzeln mit dem Ohr nicht genauer lokalisieren. Doch dafür gibt es ja das galvanisch getrennte Oszi, sodas man also ohne Rücksicht überall messen darf. Die Störung lag komischerweise am auch Glättungselko, und sogar an der Sekundärwicklung des Trafos an. Hmm, da das Netzteil unbelastet ist, kann der Regelkreis nicht schuld sein. Ein kaputter Kondensator oder ein anderes Bauteil, das nur nach dem Anschalten kleine Kurzschlüsse verursacht und sich danach wieder benimmt? Unwahrscheinlich. Also dank galvanischer Trennung (Was würde ich nur ohne das 35-Pfund-Eisenschwein von Trenntrafo machen!) an der Primärseite des Trafos weitergemessen. Auch dort die Störung, mehrere Volt groß. So schwächlich ist der Trenntrafo nun wirklich nicht, dass seine Spannung von dem bisschen Gebrutzel in die Knie geht! Also vielleicht ein Kontaktproblem im Netzschalter? Nachgemessen, tatsächlich: Nach dem Anschalten fallen manchmal am Schließer im Schalter immer noch einige Volt ab, und das Sekunden lang, prasselnd. Da ist er also, der Übeltäter – ein Kontakt, der nicht mehr richtig kontaktiert. Dann muss also nur der Netzschalter gegen ein funktionierendes Exemplar getauscht werden.

Übeltäter

Übeltäter

Ja, oder auch nicht. Denn nichts läuft bekanntlich wie man will, und so ist es auch hier: Der Schalter ist nicht etwa festgeschraubt, nein. Das wäre doch zu einfach. Er ist natürlich festgenietet. :-( Ach, Gossen. Man kann sich natürlich an dieser Stelle jetzt Schrauben statt Nieten wünschen, aber ein Wunsch allein ändert halt nichts. Die Realität bleibt unabgeändert, und das heißt in diesem Fall: genietet. Nächste Idee: Den Schalter öffnen. Abgelehnt, der Netzschalter sieht so aus, als würden mir seine Innereien ins Gesicht springen, wenn ich ihn öffne. Glücklicherweise ist der andere der beiden Schließer noch ganz, sodass ich kurzerhand den kaputten Schließer überbrückt habe. Die Lösung ist unbefriedigend, keine Frage. Weil der Trafo jetzt im ausgeschalteten Zustand nicht mehr vollständig vom Netz getrennt ist. Doch richtig mache ich das erst beim nächsten Mal, wenn das Netzteil eine Taste zum Abschalten des Ausgangs bekommt.

Wenn mich eines an dem Netzteil stört, dann genau das: Man kann den Ausgang nicht mal schnell abschalten, sondern darf entweder die Buchsen aus dem Netzteil ziehen oder es ausschalten. Beides ist unschön. Ich will eine Taste, mit der ich den Ausgang an- und abschalten kann. Schnell, unkompliziert, einfach.

Doch vorerst freue ich mich daran, dass das Netzteil nicht mehr brutzelt. Und die Bedienungsanleitung lesen hilft: Man muss nur einen Taster zwischen R-S und T-U am Codierstecker anschließen, um den Ausgang abschalten zu können. :-) Das tue ich dann mal.